VDE-Tester / VDE-Testgerät

In Teil 16 der VDE 0413, die auch unter der Bezeichnung DIN EN 61577-16 bzw. IEC 61557 veröffentlicht und eingeführt wurde, werden die Anforderungen an Geräte beschrieben, die als VDE-Testgerät zur Überprüfung von Schutzmaßnahmen an elektrischen Geräten eingesetzt werden sollen. In der VDE 0413-16 werden auch die Anforderungen genannt, die an Mess- und Prüfgeräte zu stellen sind, mit denen elektrischen Geräten nach IEC 62638 oder medizinisch elektrischen Geräten nach IEC 62353 geprüft werden sollen. Die Festlegungen der Norm sollen gewährleisten, dass derjenige, der die Messungen durchführt, nicht gefährdet wird, dass die Messwerte korrekt und hinreichend genau sind und dass das untersuchte Elektrogerät bei der Prüfung mit dem VDE-Tester nicht beschädigt wird.

• VDE 0701-bzw. DIN EN 50678 Prüfung der Schutzmaßnahmen nach der Reparatur von Elektrogeräten,

• VDE 0702 bzw. DIN EN 50699 Wiederholungsprüfung elektrischer Geräte und 

• VDE 0113-1 bzw. DIN EN 60204-1     Sicherheit der elektrischen Ausrüstung von Maschinen

• DIN VDE 0100-600         Errichten von Niederspannungsanlagen mit dem Teil 6: Prüfungen, 

• DIN VDE 0105-100         Betrieb von elektrischen Anlagen, 

VDE-Tester gibt es in verschiedenen Ausführungen mit sehr unterschiedlicher Funktionalität. Einige sind beispielsweise speziell zur Überprüfung von Fehlerschutzschaltern entwickelt worden, andere bieten viele Mess- und Kontrollfunktionen für VDE-Prüfungen und zusätzliche Unterstützung bei der Erstellung der Prüfprotokolle. Der Einsatzzweck sowie die Art, der Umfang und die Häufigkeit der durchzuführenden Prüfungen bestimmen maßgeblich darüber, welche Kriterien bei der Geräteauswahl entscheidend sind. Ein Betrieb, der lediglich die jährliche Prüfung seiner ortsunabhängigen Elektrogeräte von einer betrieblichen Elektrofachkraft durchführen lassen möchte, wird andere Ansprüche an das verwendete VDE-Testgerät haben, als ein Elektrofachbetrieb, der ständig VDE-Tester einsetzen muss auch an aufwändigen Elektroinstallationen und Maschinen.

- angebotene Messgrößen und deren Messbereich

- Kontrollfunktionen und deren Kennwerte

- über das Gerätemenu wählbare Testabläufe

- zusätzliche Messfunktionen 

- Unterstützung bei der Erstellung der Messprotokolle

- Art und Anordnung der Sensoren und Sensoranschlüsse

- verfügbare Messfühler, Kabel und Adapter

- Art und Größe des Datenspeichers

- Schnittstellen zur Datenübertragung

- Auswerte- und Dokumentationssoftware 

- Kalibrier- und Justagemöglichkeiten

- Größe des Displays

- Erkennbarkeit der angezeigten Schrift bzw. Grafik

- Anordnung und Beschriftung des Bedienfeldes

- Größe, Gewicht, Schutz empfindlicher Bauteile

- Transporttasche oder Koffer

- Eignung für den Einsatz auf Baustellen oder in Gewerbebetrieben

Für die verschiedene Sicherheits- und Funktionskontrollen an elektrischen Bauteilen, Anlagen, Maschinen und Geräten werden Messgeräte benötigt, die sich für die vorgeschriebenen Prüfungen eignen. Der Umfang der Messungen und Kontrollen hängt davon ab, welche Gefahren von dem zu prüfenden Objekt ausgehen können. Je mehr Gefährdungsmöglichkeiten bestehen, desto mehr Prüffunktionen muss das verwendete VDE-Testgerät bieten oder es müssen mehrere Geräte genutzt werden.

VDE-Tester für die Prüfung von Elektrogeräten

Die VDE Normen 0701 und 0702 regeln die Art und Durchführung der Einzelprüfungen zur Kontrolle elektrischer Geräte, damit durch deren Betrieb keine vermeidbaren Gefährdungen für Personen oder Sachwerte entstehen. Die Durchführung dieser sicherheitsrelevanten Prüfungen beinhaltet:

- die Sichtprüfung zur Feststellung erkennbarer äußerer Beschädigungen,

- die Messung festgelegter Kenngrößen mit einem dafür geeigneten VDE-Testgerät,

- die Funktionsprüfung des untersuchten Gerätes und abschließend 

- die Dokumentation der Prüfung und die Kennzeichnung des geprüften Gerätes.

Wird bei der Prüfung festgestellt, dass ein Gerät mangelhaft ist, darf es nicht wieder in Betrieb genommen werden. Es muss gekennzeichnet, separat gelagert und später repariert oder entsorgt werden. Im folgenden Abschnitt werden einige der Messungen und Kontrollen erläutert, für die ein geeigneter VDE-Tester eingesetzt werden muss:

Ein VDE-Testgerät das eine Funktion zur Sicherheitsvorprüfung anbietet, kann Außen-, Neutral- und Schutzleiter des zu untersuchenden Gerätes vorab prüfen ohne dabei eine Prüfspannung aufzubringen. Wenn das VDE-Testgerät bei dieser Prüfung warnt, liegt ein schwerwiegender Isolationsfehler vor. An einem bei der Vorprüfung als fehlerhaft erkanntem Gerät dürfen keine Messungen durchgeführt werden, für die eine Prüfspannung angelegt werden muss.

Die Feststellung ausreichend hoher Isolationswiderstände gehört zu den Schutzvorkehrungen gegen elektrischen Schlag. Die Isolationswiderstände werden in der Regel bei einer Spannung von 500 Volt DC gemessen. Bei Stromkreisen, die nur auf niedrige Spannungen ausgelegt sind, darf die Prüfspannung auf 250 Volt bzw. 100 Volt gesenkt werden. Dazu ist es erforderlich, dass das genutzte VDE-Testgerät die Auswahl dieser Prüfspannung zulässt. Die Normen VDE 0701 und VDE 0702 nennen Sicherheitsgrenzwerte von 0,25 Megaohm, 1 Megaohm und 2 Megaohm. Bei diesen Werten liegt in der Regel noch keine Gefährdung durch Durchströmung vor. Für zuverlässige Isolierungen sollen die Messwerte aber je nach Geräteausführung mindestens 5 Megaohm, 10 Megaohm, 20 Megaohm oder mehr betragen. Ein Isolationswiderstand von weniger als 5 Megaohm weist auf Isolationsmängel hin, die geklärt und bei Bedarf beseitigt werden sollten. 

- zwischen den aktiven stromführenden Adern und leitfähigen berührbaren Teilen, 

- zwischen leitfähigen berührbaren Elementen und Bauteilen mit Sicherheitskleinspannung, 

- zwischen aktiven stromführenden Adern und dem Schutzleiter sowie

- zwischen Teilen mit Netzspannung und Bauteilen mit Sicherheitskleinspannung.

Der Schutzleiterstrom wird erst nach erfolgreicher Prüfung der Isolationswiderstände gemessen. Dazu wird das zu untersuchende Gerät eingeschaltet und dann die Stromstärke am Schutzleiter gemessen. Der Messwert muss unterhalb der festgelegten Höchstwerte liegen. Als Alternative zum Schutzleiterstrom kann bei ausgeschaltetem Verbraucher der Ersatzableitstrom ermittelt werden. Dazu wird mit dem VDE-Testgerät ein Prüfstrom auf den Außen- und Neutralleiter gelegt und dabei gemessen, ob ein Anteil dieses Stroms in den Schutzleiter geführt wird.

Auch bei elektrischen Geräten ohne Schutzleiter darf an den berührbaren Teilen kein Strom fließen, der zu Verletzungen oder Schäden führen kann. Ob ein Berührungsstrom fließt und wie hoch dieser ist, kann mit dem VDE-Tester festgestellt werden.

Der Schutzleiter ist bei den mit Netzspannung betriebenen Geräten eine der wichtigsten Sicherheitsmaßnahmen. An den Schutzleiter werden die elektrisch leitfähigen Bauteile, die berührt werden können, angeschlossen, damit die dort auftretenden Ströme schnell und sicher abgeleitet werden. Zum Messen des Schutzleiterwiderstands wird ein Prüfstrom auf den Schutzleiter gegeben. Mit der Durchführung der Prüfung wird nachgewiesen, auftretende Fehlströme umgehend gefahrlos ableitet.

Für umfangreiche Prüfaufgaben wird oft ein spezielle VDE-Testgerät eingesetzt, dass über besondere Zusatzfunktionen und Ausstattungen verfügt. Das können beispielsweise im Gerätemenü abrufbare Prüfabläufe und Prüfprotokolle, Bewertungen für die Messergebnisse und integrierte, erweiterbare Datenbanken für Gerätetypen sein. Oft erleichtern diese Gerätemodelle nicht nur die Tests und Messungen, sondern sie vereinfachen auch die Dokumentation der Prüfergebnisse und die Kennzeichnung der geprüften Geräte.

Bei den Erst- und Wiederholungsprüfungen an elektrischen Anlagen müssen nach DIN VDE 0100-600 und DIN VDE 0105-100 diverse Tests und Messungen durchgeführt werden. Eignet sich ein Gerät für eine oder mehrere der notwendigen Prüfungen, kann es als VDE-Testgerät angeboten werden. Auch wenn es auf den ersten Blick verwirrend erscheint, sind die Begriffe VDE-Tester und VDE-Testgerät gleichermaßen für einen Drehfeldtester, der keine weiteren Mess- oder Testfunktionen bietet verwendbar, wie für einen Installationstester, mit dem der komplette Umfang der Tests und Messungen abgedeckt werden kann.

• die Kontrolle der Funktionsfähigkeit der elektrischen Anlage,

• das Testen der Sicherheits-, Schutz- und Überwachungseinrichtungen,

• das Bestimmen der Drehfeldrichtung bei dreiphasigen Steckdosen, und 

• das feststellen der Drehrichtung von Motoren und 

• die Überprüfung der Funktion für die Gebäude- bzw. Anlagensystemtechnik.

Folgende Werte müssen, soweit dies aufgrund der Art der Anlage erforderlich ist,

mit einem geeigneten VDE-Tester bestimmt werden: 

• die Berührungsspannung,

• der Schutzleiter-Widerstand,

• die Stromstärken zum Auslösen der Fehlerstrom-Schutzeinrichtung,

• der Isolationswiderstand mit und ohne angeschlossene elektrische Verbraucher,

• der Kurzschlussstrom,

• der Schleifenwiderstand,

• der Erdungswiderstand,

• die Durchgängigkeit des Potentialausgleichs,

• die Stromstärke für Überstromschutzeinrichtungen.

Viele Installationstester, die sich durch ihre technischen Spezifikationen als VDE-Tester eignen, können sowohl für Prüfungen an einphasigen als auch an dreiphasig angeschlossenen elektrischen Anlagen eingesetzt werden. Die Prüfergebnisse werden in der Regel in ein Prüfprotokolle für die jeweilige Anlage übertragen. Ein gut ausgestattetes VDE-Testgerät vereinfacht durch spezielle Menüfunktionen und Auswertesoftware auch die Erstellung der Prüfprotokolle. Bei einigen Modellen können die Messwerte direkt der passenden Position im Prüfprotokoll zugewiesen und mit zusätzlichen Angaben ergänzt werden.